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Handwerk hält den guten Kurs

Aachen. Der relativ milde Winter und die positive Verbraucherstimmung haben das Handwerk in der Region Aachen beflügelt. 86 Prozent der Betriebe, so die aktuelle Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Aachen, verzeichneten im Winterhalbjahr gute oder befriedigende Ergebnisse. Damit wurden genau die im Herbst 2016 geäußerten Erwartungen erfüllt. „Für unsere Mitgliedsbetriebe gab es keine spürbare Verschnaufpause. Das Handwerk segelt weiterhin mit konjunkturellem Rückenwind“, freut sich Peter Deckers, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Aachen.
 
Eine Sommerflaute ist nicht in Sicht. In den kommenden sechs Monaten wird es nach Einschätzung der Betriebe auf diesem Niveau weitergehen. Der Indikator steigt sogar leicht um zwei Punkte auf 88. Das Wahljahr 2017 scheint weder Unsicherheiten noch Euphorie im Handwerk des Kammerbezirks auszulösen.
 
Der Auftragsbestand im Handwerk sank saisonbedingt um fünf Punkte auf 76 Prozent. 58 Prozent der Unternehmen melden stabile und 18 Prozent gestiegene Auftragsvolumina. Nach dem guten Wintergeschäft und der absehbaren Auftragsentwicklung sind die Chefs in den Betrieben optimistisch: 90 Prozent rechnen mit gleichen oder steigenden Auftragseingängen. Die Auftragsreichweite beträgt im Schnitt 5,6 Wochen (-0,3 Wochen im Vergleich zum Frühjahr 2016). Im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe liegt sie mit 7,9 beziehungsweise 7,3 Wochen und bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf mit 6,6 Wochen deutlich darüber.
 
Lediglich 71 Prozent der Fachbetriebe haben entweder bessere oder gleich hohe Umsätze eingefahren. Erwartet hatte dies im Herbst mit 81 Prozent allerdings ein deutlich höherer Anteil. Wegen der absehbaren Auftragseingänge und der guten Binnenkonjunktur steigt der Anteil optimistischer Handwerksunternehmer jedoch rasant um 13 Punkte auf 84 Prozent.

Bei den meisten Betrieben sind die Verkaufspreise stabil geblieben (64 Prozent). 30 Prozent der Unternehmen konnten höhere Preise durchsetzen, nur 6 Prozent mussten Preisnachlässe gewähren.
 
Die Investitionsbereitschaft ist bei den Betrieben weiterhin hoch und sank im Winterhalbjahr lediglich um einen Punkt auf 80 Prozent ab. 78 Prozent planen im kommenden Halbjahr höhere oder gleich hohe Investitionssummen ein.
 
Das Beschäftigungsklima im Handwerk ist sehr gut. 75 Prozent hielten an ihren Teamstärken fest, 13 Prozent stellten neue Fachkräfte ein. 14 Prozent der Betriebe wollen im nächsten Halbjahr ihre Belegschaft erweitern, 79 Prozent sehen vor, die Teamstärke zu halten.
 
Gefragte Dienstleistungen
Die Analyse der einzelnen Gewerbegruppen zeigt, dass der Zuwachs bei den Handwerken für den persönlichen Bedarf am größten war. Hier berichten 86 Prozent der Unternehmen von guten oder befriedigenden Geschäften. Im Frühjahr 2016 waren es nur 77 Prozent. Von 90 auf 86 Prozent zurück ging der Indikator im Bauhauptgewerbe. Beste Stimmung herrscht im Nahrungsmittelgewerbe, wo 52 Prozent der Betriebe mit der aktuellen Situation zufrieden sind und 48 Prozent diese als „gut“ beschreiben.
 
Das Bauhauptgewerbe geht mit den besten Erwartungen in das Sommerhalbjahr. Nur 7 Prozent erwarten schlechtere Geschäfte. Bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf sind es nur 8 Prozent. Nicht ganz so optimistisch ist dagegen das Kfz-Gewerbe, in dem nur 74 Prozent von guten oder befriedigenden Geschäftslagen ausgehen.
 
Kreis Heinsberg bleibt Spitze
Die besten Lagebeurteilungen gibt es derzeit im Kreis Heinsberg, wo 88 Prozent der Unternehmen gute oder befriedigende Situationen vorfinden. Mit 81 Prozent, aber immerhin zwei Punkten mehr als im Frühjahr 2016, ist die Stimmungslage im Kreis Düren am schlechtesten, wenngleich der Wert von 81 Prozent auch hier hoch ist.
 
Die Gesamtzahl der Lehrlinge ging im Vergleich zum Vorjahr um 2,9 Prozent zurück. Die Zahl der neuen Lehrverträge sank vom 31. Dezember 2015 bis zum 31. Dezember 2016 von 2.261 auf 2.226 (-1,5 Prozent). Über­durchschnittlich nachgefragt waren bei den neu eingetragenen Ausbildungs­verhältnissen die Berufe Elektro­techniker und Augenoptiker. Rückläufige Zahlen gab es dagegen bei den Bäckern, Zahntechnikern, Dachdeckern, Metallbauern, Maler und Lackierern.
 
In der Stellenbörse der Handwerkskammer Aachen sind aktuell 944 freie Stellen für Fachkräfte ausgeschrieben. Die Unternehmen suchen immer mehr Experten, der Arbeitsmarkt gibt sie allerdings nicht her. Der größte Bedarf besteht nach wie vor bei Elektroinstallateuren (104), Installateuren und Heizungsbauern (94), Kfz-Mechanikern (83), Tischlern (77) und Friseuren (62).
 
Die Betriebszahl bewegt sich weiterhin auf hohem Niveau. Ende 2016 waren 16.523 Handwerksbetriebe bei der Kammer eintragen. Das waren 24 beziehungsweise 0,15 Prozent weniger als zum Vorjahreszeitpunkt. In der Städteregion Aachen und im Kreis Düren sanken die Betriebszahlen etwas, in den Kreisen Euskirchen und Heinsberg stiegen sie leicht.