Unternehmensportrait

Nur Fliegen ist schöner

Berufspilot Collin Schommers im Cockpit seines Flugsimulator für den Typ Airbus 320. © Frank Fäller„Hier kann nur der Rechner abstürzen“, schmunzelt Collin Schommers. Gemeinsam mit seinem Bruder Arnick (37) betreibt der 28-Jährige am Flugplatz Aachen-Merzbrück einen Flugsimulator für den Typ Airbus 320, in dem wohl jeder Fernurlauber schon einmal hinten in der Kabine als Passagier gesessen hat. Wenn er nicht aus Flugangst am Boden geblieben ist und andere Verkehrsmittel nutzen musste. Doch dazu später. Heute ist Flugstunde; in Pilotenuniform werden wir „Schüler“ von den Profis empfangen. Die Brüder sind erfahrene Verkehrsflugzeugführer und Ausbilder. Mit an Bord geht Wolfgang Graulich, leidenschaftlicher Heimpilot, der die Flughäfen, Flugzeuge und Cockpits dieser Welt vom heimischem PC und seinem Flightsimulator-Programm her kennt. „Das ist schon eine Nummer größer hier“, sagt er, setzt sich auf den Platz des Copiloten und studiert mit Arnick fachmännisch die Instrumente und Steuereinrichtungen. In Kürze kann es also losgehen, wir sind fast „ready for take off“.

„Die ganze Welt im Programm“

Collin erzählt zuvor den Teilnehmern aber noch Wissenswertes zur Technik des Flugsimulators, zur Fliegerei und über Aixplane. Sechs mal zwei Meter groß ist die Leinwand im Cockpit, das sorgt für ein authentisches Raumgefühl. Die Kapazität von fünf Großrechnern sorgt für Simulationen jeder Wetterlage und jeden Ortes, allerdings steht nicht der visuelle Showeffekt mit kleinsten Details im Vordergrund. Vielmehr zeigen die Simulationen das Flugerlebnis so, wie ein Verkehrspilot die Situation erfährt. „Daher  kommen auch Flugschüler zum Training zu uns, gerade haben wir auf die neuesten Instrumentenboards des Airbus umgerüstet“, erläutert Schommers. Demnächst sorgen Bass-Booster unter den Sitzen für noch mehr Realitätsnähe.

Lernen und Wissen: Seminare gegen Flugangst

Wolfgang Graulich (rechts) hat die Flugstunde sichtlich genossen und die Herausforderungen souverän gemeistert. © Frank Fäller

Die möchten beide Berufspiloten auch denjenigen Teilnehmern vermitteln, die Flugangst haben. Etwa jeder vierte Deutsche leidet unter darunter. Wie das geht? Zahlen, Daten und Fakten zu Flugzeugunglücken,  technische Erläuterungen zum Fliegen und Tipps für entspanntes Fliegen und Entspannungsübungen helfen den Betroffenen in Seminaren, ein Gefühl für Sicherheit und Vertrauen in die Technik zu entwickeln. Dazu zählt auch die Demonstration der technischen Einrichtungen im Simulator.

Kehren wir zurück ins überraschend übersichtliche Cockpit, wo die beiden Piloten auf das wichtigste Instrument hinweisen. Das „Primary Flight Display“, in der Fliegersprache kurz PFD genannt, vereint die wichtigsten Messdaten in einer digitalen Anzeige. Das heißt, „wir haben die Kontrolle über Geschwindigkeit, Höhe, Steuerkurs und Horizont auf einen Blick“, erklärt Arnick Schommers. „Menschen mit Flugangst erklären wir, dass etwa der künstliche Horizont über die Software drei verschiedener Hersteller abgesichert wird“, ergänzt Collin. Fehler und Unfälle passierten in der Fliegerei aufgrund von Fehlerketten, die aber vergleichsweise selten seien. Für dieses moderne A 320 Cockpit gilt: weniger ist mehr.

Technik erklären: „Menschen mit Flugangst erklären wir, dass etwa der künstliche Horizont über die Software drei verschiedener Hersteller abgesichert wird“, veranschaulichen die Verkehrspiloten und Ausbilder Collin und Arnick Schommers (links). © Frank Fäller

Wolfgang Graulich, heute Copilot und Erster Offizier, steuert derweil in der Simulation den Flughafen Köln/Bonn im Nachtmodus bei aufziehendem Gewitter an – die Instrumente fest im Blick, auf die man nun vertrauen muss. Der Autopilot regelt das Wichtigste, aber Start und die Landung ist Sache der Piloten. „Fast wie mein Joystick sieht die Steuerung aus“, sagt er, fliegt eine elegante Kurve und beginnt mit dem Landeanflug. Schub reduzieren, Klappen und Fahrwerk raus und auf das PFD schauen, soufflieren die Profis und stellen nebenbei die Koordinaten ein. Nur wenige Hebel werden noch per Hand bedient, auch das für Graulich kein Problem – wir setzen sicher auf der Landebahn auf. Dafür gibt es ein dickes Lob von den Berufspiloten. Wenn das in Wirklichkeit so einfach wäre …

Probieren geht über Studieren:  Mehr Informationen gibt es unter http://aixplane.de
(Frank Fäller)