Region Aachen
Sternsinger aus Alsdorf besuchen die Kanzlerin in Berlin
Von Conny Stenzel-Zenner
„Wir waren so aufgeregt. Als die Kanzlerin endlich mit breitem Lächeln an uns vorbei lief, merkten wir, wie nett sie ist. Dann waren wir nicht mehr aufgeregt. Und lächelten in die vielen Kameras.“ Anna Sofie Schröder (14) erzählt ein paar Sekunden, denn nur ein paar Sekunden dauerte das Hände schütteln und der genau geplante Ablauf im Bundeskanzleramt anlässlich der 58. Aktion Dreikönigssingen. „Schon am Abend vorher war uns gesagt worden, das wir Frau Merkel die Hände schütteln, um dann aufs Podest zu steigen, damit die vielen Fotografen von uns ein Foto machen können und dann die Begegnung zu ende ist“, sagt die Schülerin der neunten Klasse.
Seit Ende November hatte sie gewusst, das sie mit Katharina Hoppe (10), Elena Strauch (8) und Luca-Marie Prodromidis (10) nach Berlin fahren durfte. Sie hatten ein Preisausschreiben des Kindermissionswerk gewonnen und waren unter vielen Einsendungen ausgelost worden.Mit dem Zug ging es in der zweiten Klasse am Montag Morgen von Eschweiler los. Mit einer Stunde Verspätung kamen die vier Sternsinger, die im Abteil des ICE auf sich aufmerksam gemacht hatten, in Berlin an. „Ein heimischer Radiosender hatte uns per Handy angerufen und wir mussten `Stern über Bethlehem´ ins Handy singen“, berichtet Katharina Hoppe, die das Lied seit zehn Jahren immer am ersten Samstag nach den Winterferien singt, wenn sie gemeinsam mit ihrer Gruppe als Sternsinger in Ofden von Tür zu Tür geht, um für arme Kinder Geld zu sammeln. „Dieses Jahr werden wir sowohl für Bolivien sammeln, als auch für Kinder in Brasilien“, wusste Luca-Marie Prodromidis, dass der Alsdorfer Pater Fritz Siegers jedes Jahr nach Brasilien fährt, um dort Kindern zu helfen. „In diesem Jahr werden wir gleich einen Teil des gesammelten Geldes an ihn übergeben, damit er das zu den Kindertagesstätten bringen kann.“ Pater Fritz Siegers hat ein Kinderwerk in Brasilien. Diese Kinder, die dort leben, haben vorher auf der Straße gelebt,weil ihre Väter arbeitslos sind.
Endlich angekommen in Berlin
In Berlin ging es mit dem Taxi in die Jugendherberge, wo sich 108 Sternsinger aus 27 Diözesen trafen, um Abend zu essen und um den großen Moment vor der Kanzlerin zu proben. Drei Lieder sollten sitzen. Endlich fertig, steuerten die Schülerinnen ohne zu murren ihr Zimmer an. „Wir waren kaputt von der Anreise und der Aufregung und haben
noch zu viert ´Das doppelte Lottchen´ auf dem Tablett geschaut,um danach schnell geschlafen.“ Um 6 Uhr klingelte der Wecker. „Nein, es waren vier Wecker, denn Anna Sofie hat vier Wecker gestellt, damit wir wirklich um viertel nach sechs aufstehen“, erinnert sich Elena Strauch mit einem Lächeln. Frühstück und Gottesdienst folgten, um pünktlich um 11 Uhr Angela Merkel zu treffen. „Wir waren überall die ersten. Das doppelte a von Aachen hat dafür gesorgt“, sagt Katharina, die gar nichts dagegen gehabt hätte, nicht immer erste zu sein.
C+B+M heißt:Jesus schütze dieses Haus
Seitdem sie vier Jahre alt ist, geht sie jedes Jahr als einer der drei Heiligen Könige, um Geld für bedürftige Kinder in der Welt zu sammeln. Warum macht sie das? „Weil es schön ist, die Freude in den Gesichtern der Menschen zu sehen, die uns die Tür aufmachen. Und weil es schön ist, den Segen C+B+M, Jesus schütze dieses Haus, zu bringen. Und weil es schön ist zu wissen, dass von dem Geld, das wir sammeln, Kindern auf der ganzen Welt geholfen werden kann“, fasst Anna Sofie zusammen, die ebenfalls seit zehn Jahren als Sternsinger von Haus zu Haus zieht. „Wir sind dann einfach die Könige. Wir wissen nicht, wer Caspar, Melchior und Balthasar ist, das legen wir nie fest“, sagt Katharina, die Messdiener und in der Gemeindearbeit engagiert ist und außerdem noch Geige spielt und Jazz tanzt.
Nachdem alle Sternsinger noch im Kanzleramt zum Mittagessen eingeladen worden waren, ging es mit dem Zug wieder zurück nach Eschweiler. Dienstag Abend waren die vier Mädchen wieder zu Hause. Mit vielen Erinnerungen im Gepäck. „Klar sind wir stolz, Frau Merkel die Hand geschüttelt zu haben“, sagen die Vier unisono. Jetzt müssen sie die Erlebnisse erst einmal sacken lassen.“Vor allem die vielen Journalisten und die Kameras haben uns immer wieder abgelenkt und uns teilweise wie Stars vorkommen lassen“, sagt Anna Sofie. Wieder zu Hause ist schon von vielen Menschen angesprochen worden, die die vier Ofdener im Fernsehen oder in der Zeitung gesehen haben. Heute lächeln die Mädchen sehr und sind wirklich nicht mehr aufgeregt.
Pater Fritz Siegers unterstützt sechs Kindertagesstätten
Pater Fritz Siegers hat ein Kinderwerk in Brasilien. Er hat verwahrloste Kinder von der Straße geholt, Kinder deren Väter arbeitslos sind. Sie sind im Urwald geboren, als ihre Väter noch Gummizapfer waren, Dann wurde der Rohgummi, der Kautschuk, von der Regierung nicht mehr abgekauft, weil man in anderen Ländern den Rohgummi billiger einkaufen konnte. Die kinderreichen Familien hatten nichts mehr, wovon sie leben konnten. Deshalb sind sie aus dem Urwald in die kleinen Dörfer gezogen, um zu überleben. Aber in diesen Dörfern, die immer mehr anwuchsen, gab es keine Industrie mit Fabriken, wo die Väter hätten Arbeit finden können. So lebten die großen Familien in den Stadt-Dörfern ohne Strom und Wassser, ohne Straßen, ohne Schulen oder Kindergärten, ohne ärztliche Betreuung. Vor 20 Jahren hat Pater Fritz Siegers die Kindertagesstätten gegründet. Heute leben in sechs Kindertagesstätten 790 Kinder. Damit die ein lebenswertes Leben haben, brauchen sie finanzielle Unterstützung.