Ausbildung

Einzige iPad-Klasse in der StädteRegion

Von Conny Stenzel-Zenner
Würselen. „Wir haben viel mehr Möglichkeiten zu lernen. Deshalb wird der Unterricht nicht langweilig.“ Emma Roder (12) ist Klassensprecherin der 7i. Seit Schuljahresbeginn ist sie eine von 32 Schülern der iPad-Klasse im Städtischen Gymnasium. Emma erlebt hautnah, wie spannend und individuell Unterricht sein kann. „Die Schüler benutzen die iPads wie Schreibhefte. Sie arbeiten damit selbstständig, sind sehr souverän und können gemeinsam mit uns Lehrern problemorientiert lernen.“ Deutschlehrer Benedikt Schneider hatte in seinem Fach wie all die anderen Lehrer in der iPad-Klasse keine Berührungsangst mit der neuen Lernform. Die Schulbuchverlage halten den Inhalt der Schulbücher sowieso im Netz bereit. „Mit ihren iPads beschäftigen sich die Schüler im Unterricht völlig selbstständig mit einer Aufgabe. In ihrer Geschwindigkeit. Dann gibt der Lehrer nur noch den Stoff vor, der mit dem iPad abgerufen werden kann“, erzählt Benedikt Schneider von dem Konzept. Damit die iPad-Klasse keine Eliteklasse wird, hatten Schulleitung und Lehrer im Vorfeld der Zusammensetzung der neuen Klasse darauf geachtet, dass aus allen Leistungsbereichen Schüler den Klassenverband füllten.
Das einzige, was die Schüler vereinte, ist die Lust, mit dem iPad neuen Unterricht zu erleben, mit anderen Lernmethoden, als anderen Klassen zur Verfügung stehen. „Wir haben eine enorme Bandbreite an Möglichkeiten“, schwärmt Lehrer Schneider. Als Friedrich Schillers Ballade „Der Handschuh“ auf dem Lehrplan stand, war es nicht nur lesen, interpretieren und auswendig lernen, was die Schüler machen sollten. „Wir durften eine Reportage schreiben, wir konnten ein Interview mit den Hauptpersonen führen und es verfilmen oder einen Comic bebildern“, beschreibt Emma Materialien und Möglichkeiten des Unterrichts, die mit einem iPad problemlos möglich sind.
„Es ist ganz klar, dass den Schülern so das Arbeiten in der Schule viel mehr Spaß macht als mit der traditionellen Lernmethode“, urteilt Informatiklehrer Frajo Ligmann. Den Vorteil der iPad-Klasse beschreibt er: „Mit Hilfe der Technik der iPads können wir Lehrer nachvollziehen, was die Schüler tun.“ Schreibt beispielsweise ein Schüler in Mathe eine schlechte Note, kann der Lehrer am Lernverhalten erkennen, warum die Note eine schlechte ist. „Manchmal meinen die Schüler, dass sie sehr viel gelernt haben“, weiß Frajo Ligmann. Hat der Schüler die im Netz zur Verfügung gestellten Lernmaterialien aber nur überflogen oder gar nicht bearbeitet, was der Lehrer kontrollieren kann, kann der Lehrer ihn darauf aufmerksam machen. „Letztlich lernen die Schüler so eigenverantwortlich zu lernen.“
Viel Interesse kommt von anderen Schulen, die von der iPad-Klasse am Städtischen Gymnasium gehört haben. „Aber nicht nur Lehrer von anderen Schulen fragen uns nach Erfahrungen, wir arbeiten aktuell auch mit dem Lehrstuhl für Fachdidaktik Deutsch der RWTH-Aachen zusammen“, berichtet Benedikt Schneider. Dabei kommen Lehramts-Studenten in die 7i und machen unter Anleitung der Fachlehrer Unterricht - mit dem Ziel die Möglichkeiten und Stärken des iPads im Unterricht zu erproben. „Das ist für alle eine Win-Win-Situation. Die zukünftigen Lehrer/innen geben sich besonders viel Mühe bei der Vorbereitung ihrer Stunden, wir Lehrer profitieren von neuen wissenschaftlichen didaktischen Methoden und die Schüler genießen den Unterricht, der sogar schon beklatscht wurde“, sagt Benedikt Schneider.
Und was sind jetzt die Möglichkeiten des Lernens? „Wir lernen mit einer ganz bestimmten App Vokabeln. Früher habe ich für einen Englischtest nur die vorbereiteten Karteikarten auswendig gelernt. Heute habe ich eine Powerpoint Präsentation gemacht und mich völlig anders mit dem Thema beschäftigt. Am Ende hat der Stoff gesessen und es hat Spaß gemacht, das alles zu lernen“, sagt Emma.
Im März wird die Schulkonferenz beschließen, ob es eine weitere iPad-Klasse in der Schule geben wird. Der Ausgang ist offen. Das Urteil der Schüler dagegen klar: „Die Lernmethoden sind toll. Außerdem helfen sie uns, mit Computern ganz souverän umzugehen. Das ist doch eine wirkliche Medienkompetenz“, sagt Emma.